Überarbeitung eines Tests zur Selbsteinschätzung der Geschlechtsrollenidentifikation

"Der konkrete Unterschied zwischen Mann und Frau schrumpft mit den Jahren ein. Früher war er von beträchtlicher Größe, jetzt ist er fast nicht mehr zu sehen, obwohl alle wissen, dass es ihn irgendwo gibt." Cecilia, 7 Jahre

Wie dieser Kindermund belegt, gibt es Unterschiede in den Persönlichkeitsstrukturen zwischen Männern und Frauen, die sehr wohl von allen wahrgenommen, aber möglichst aus dem Bewußtsein verdrängt werden. Besonders von Paaren, die sich aus dem Blickwinkel anderer mit einer "klassischen Rollenauf-teilung" arrangiert haben, hört man auf Fragen nach geschlechtstypischen Persönlichkeitsunterschieden, dass diese doch so gut wie ausgeglichen sind und sich keine Spezifik mehr finden liesse.

Dabei scheint es für den Menschen tatsächlich sinnvoll, sich nicht allzusehr auf eine Geschlechtsrolle festzulegen, da die Bedingungen sich innerhalb eines Menschenlebens extrem verändern.

War es noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts für eine Frau von Vorteil, sich schicklich in ihre Rolle als "fürsorgende Mutter" und "schöne Geliebte" zu fügen, machte es spätestens die unmittelbaren Auswirkungen des 2. Weltkrieges vonnöten, dass dieselben Frauen in Ermangelung anwesender Männer, in die maskulinen Rollen schlüpften; organisierten, verhandelten und sich um den Wiederaufbau kümmerten. Trotzdem führte diese Situation langfristig nicht dazu, dass die traditionellen Rollen für Männer und Frauen zu einer einzigen zusammenschmolzen.

Das Bem Sex-Role-Inventory ist ein Test zur Erfassung der Geschlechtsrollenidentifikation für Männer und Frauen. Er wurde 1973 von Bem entwickelt, 1974 von Schneider-Düker & Kohler für den deutschen Sprachgebrauch angepasst und die hier vorliegende Überarbeitung soll den veränderten sozialen Bedingungen zur Jahrtausendwende in Deutschland Rechnung tragen.

Um einen Test als solchen verwenden zu können, muss er geeicht werden. Das bedeutet, dass eine große Menge an Probanden den Test ausfüllen, ohne dass eine konkrete Fragestellung im Hintergrund steht.

Peggy Seehafer

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